Wir zeigen dir im Folgenden am Unterschied zwischen einem Sanierungskonzept (nach IDW S6) und einer Schwachstellenanalyse (auch Quickcheck genannt), wie wichtig es ist, das Stadium der Krise zu kennen und die Maßnahmen zur Krisenbewältigung konkret auf (d)ein Unternehmen anzuwenden.
Krise fühlt sich für jeden anders an, verläuft für jeden anders und Krisen haben unterschiedliche Ursachen. Eine Krisenbewältigung sieht deswegen bei jedem Unternehmen auch etwas anders aus. Das bedeutet, dass es für deine konkrete Strategie und die Zusammenstellung der Maßnahmen für deine Krisenbewältigung keine 1:1 Vorlage gibt.
Die gute Nachricht: Es gibt verschiedene Werkzeuge, die du für deine Strategie zur Krisenbewältigung einsetzen kannst und für die Werkzeuge/ Tools gibt es Vorlagen und Anleitungen, aus denen du deine eigene Checkliste und Strategie erstellen kannst.
Bevor du anfängst, solltest du klären, welche Vorgehensweise für deine aktuelle Situation am sinnvollsten ist. Wieviel Zeit ist erforderlich bzw. möglich? Wird es ein Mittestreckenlauf oder eher ein Langstreckenlauf?
Die Frage ist also, an welchem Lauf nimmst du teil, damit du dir deine Kräfte (Zeit und Kosten) richtig einteilst? Reichen die 10 Kilometer oder solltest du dich für die Teilnahme am Marathon eintragen? Das ist für dich wichtig, aber auch für deine Gläubiger und vor allem auch für Geldgeber, die dir in der Krise einen Kredit geben sollen.
IN WELCHEM KRISENSTADIUM BEFINDET SICH DEIN UNTERNEHMEN?
Ist die Ertragskrise so weit fortgeschritten, dass du keine Liquidität mehr hast, um deine wesentlichen Zahlungen zu gewährleisten (Personal, Material/ Waren, Steuern, Sozialabgaben u.a.) befindest du dich in einer Liquiditätskrise.
Geschäftsführer von Kapitalgesellschaften (UG/ GmbH/ AG/ Ltd./ SE usw.) müssen einen Insolvenzantrag wegen Zahlungsunfähigkeit stellen, wenn sie innerhalb der nächsten 3 Wochen nicht 90% aller fälligen und überfälligen Verbindlichkeiten zahlen können (Insolvenzordnung – beachte die Aussetzung dieser Pflicht bis 30.09.2020, wenn du dich vor Corona noch nicht in einer Krise befunden hattest).
In Corona-Zeiten wurde der Markt durcheinandergewirbelt. Wie aus dem „Nichts“ zahlen Geschäftspartner/ Kunden nicht und du kannst daher ohne vorherige Ertragskrise sofort Liquiditätsprobleme oder auch eine Liquiditätskrise bekommen.
Das jeweilige Stadium einer Krise bestimmt die Werkzeuge/ Tools und Maßnahmen zur Bewältigung der Krise.
SCHWACHSTELLENANALYSE VS. SANIERUNGSKONZEPT
- eine Grundlage zu haben, Kredite aufrecht zu erhalten (also nicht zu kündigen oder Linien zu streichen)
- dir einen zusätzlichen Kredit zu gewähren, um eine Liquiditätslücke zu schließen oder dringend notwendige Investitionen trotz Krisensymptomen zu gewährleisten
- einen Teilverzicht auf bestehende Forderungen zu rechtfertigen
- oder eine Mischung von einzelnen/ allen Punkten
- Sanierungskonzeption nach IDW S6 (auch Sanierungsgutachten oder S6-Gutachten genannt)
- Schwachstellenanalyse (auch Quickcheck genannt)
- Fortführungskonzeption
IDW S6 ist ein Standard (Grundlage des Konzeptes), den der Wirtschaftsprüferverband aufgestellt hat und an dem sich Sanierungsexperten/ Sanierungsberater und auch die Rechtsprechung orientieren.
Im Ergebnis wird trotz der verschiedenen Bezeichnungen unterschieden nach:
- einem Sanierungskonzept nach IDWS6 oder
- einem anderen Konzept (mit verschiedenen Bezeichnungen wie o.a. – wir nennen es Schwachstellenanalyse).
Worin bestehen die Unterschiede?
1. Zahlungsunfähigkeit
du kannst in den kommenden 3 Wochen nicht 90% der fälligen und überfälligen Verbindlichkeiten begleichen
2. Überschuldung
deine Vermögenswerte decken nicht mehr die Verbindlichkeiten/ dein Eigenkapital ist daher „negativ“ und es gibt keine „Positive Fortführungsprognose“
Ist ein Insolvenzantrag nicht mehr vermeidbar oder ist er „gewollt“, dann wird kein Sanierungskonzept/ Sanierungsgutachten gebraucht. Dann ist der Insolvenzantrag beim zuständigen Insolvenzgericht zu stellen.
Sanierungskonzept
Im Sanierungskonzept werden:
- die Ursachen für die Krise aufgedeckt
- das Krisenstadium bestimmt
- die Wirksamkeit der Unternehmensstrategie überprüft
- der Liquiditätsstatus ermittelt
- eine Aussage getroffen, ob eine Insolvenzantragspflicht besteht und wenn ja, ob und wie diese geheilt werden kann
- Sanierungsmaßnahmen zur Beseitigung der Krisenursachen bestimmt
- Sanierungsbeiträge des Unternehmens, der Geschäftsführer/ Inhaber und Gläubiger benannt
- eine (Sanierungs-) Planung aufgestellt (zumeist 5 Jahre und 2 Szenarien – Worst-Case/ Real-Case)
- ein Liquiditätsplan aufgestellt
- ein Kapitaldienstplan aufgestellt
- Planbilanzen für die nächsten 5 Jahre erstellt
- eine Aussage über die Fortführungsmöglichkeiten (positive Fortführungsprognose ja/ nein) getroffen
Schwachstellenanalyse
Wenn sich (d)ein Unternehmen …
- noch am Anfang der Ertragskrise befindet und
- die Ertragsrückgänge oder Verluste noch zu keiner Liquiditätskrise geführt haben (Rückgänge noch nicht so gravierend und/ oder
- doch freie Liquidität) vorhanden ist
… reicht oftmals eine Schwachstellenanalyse.
In vielen Fällen kommt die Initiative von den Banken. Die Banken werten Gewinnermittlungen, Jahresabschlüsse, Betriebswirtschaftliche Zahlen sowie die Kontoführung aus (siehe hierzu auch unseren Blogbeitrag zum Thema „Kontorating“).
Die Schwachstellenanalyse dient vor allem dazu:
- Ursachen für Gewinnrückgänge oder Verluste offenzulegen
- Aussagen zur Wirksamkeit der Unternehmensstrategie zu treffen
- Verbesserungs-/ Veränderungsmaßnahmen aufzulisten und zu begründen
- eine Liquiditätsplanung aufzustellen und drohende Liquiditätslücken aufzudecken
- eine Umsatz- und Kostenplanung aufzustellen (meist 3 oder 5 Jahre und 2 Szenarien)
- die Kapitaldienstfähigkeit zu ermitteln (die Fähigkeit, auf Überschüssen, Steuern, Zins und Tilgung zu decken)
UNSER TIPP
- In allen Fällen, bei denen nicht bereits im Vorfeld zu 100% klar ist, dass tatsächlich ein Sanierungskonzept benötigt wird, dränge gegenüber deinen Banken darauf, dass erst nach einer Erstanalyse/ Erstsichtung des eingeschalteten Sanierungsexperten/ Berater entschieden wird, ob ein Sanierungskonzept nach IDW S6 oder eine Schwachstellenanalyse erstellt wird. Ergibt sich nach Erstanalyse, dass eine Schwachstellenanalyse ausreichend ist, dann sparst du Zeit und Geld – beides ist in einer Krisensituation wichtig.
- Sollte eine Schwachstellenanalyse beauftragt werden, bitte das Beratungsunternehmen diese so aufzubauen, dass bei einem späteren Bedarf/ Notwendigkeit ein Ausbau dieser Schwachstellenanalyse zu einem Sanierungskonzept möglich ist. Es kann passieren, dass während der Arbeit/ Erstellung neue Aspekte/ Fakten hinzukommen, so dass dann plötzlich doch ein Upgrade zum Sanierungskonzept benötigt wird (häufig der Fall, wenn Teilverzichte der Gläubiger notwendig werden oder höhere Verluste auftreten und der Liquiditätsbedarf größer als anfangs erwartet). Wenn die Schwachstellenanalyse im Grundaufbau an die Erstellung eines Sanierungskonzeptes angelehnt ist, kann ohne Doppelkosten und Zeitverzug eine Ausweitung auf ein Sanierungskonzept vorgenommen werden.
Benötigst du Unterstützung?
Wenn du Fragen zu deiner Unternehmenssituation hast, dann vereinbare mit uns eine 15- minütige kostenlose Situationsanalyse.
- ob und in welchen Bereichen wir aufgrund deiner geschilderten Unternehmenssituation Problembereiche erkennen
- wie wir dich bei der Verbesserung unterstützen können
- ob du eine Beratungsförderung (Bund oder Länder) grundsätzlich nutzen kannst
- welche Unterstützungsmöglichkeiten eine geförderte Unternehmensberatung bietet
Du kannst dann entscheiden, ob du mit uns zusammenarbeiten möchtest.